4. Chronologischer Ablauf/Handlungsschritte Anlaufphase Da der Zeitrahmen des Projektes sehr eng gesteckt war, wurden anfangs Bedenken seitens des Jugendamtes angemeldet, da man davon ausging, dass ein solches Projekt innerhalb eines so kurzen Zeitraumes nicht fundiert zu realisieren sei. Für die Durchführung des Projektes wurde eine Diplompädagogin als Honorarkraft hinzugezogen, um die notwendig intensive Arbeit mit den Jugendlichen zu unterstützen. Ebenfalls im Vorfeld wurden Vorgespräche geführt, um zu klären, welche Plätze seitens der Stadt zur Verfügung standen bzw. wo von dieser Seite ein Treffpunkt für die Jugendlichen für möglich gehalten wurde. Bei diesen Gesprächen wurde ein Standort ins Auge gefasst. Es bestand jedoch Einigkeit darin, dass vorab die Vorschläge der Jugendlichen gehört werden sollten. Für die praktische Ausführung einer Platzgestaltung wurde Kontakt mit möglichen Kooperationsbetrieben aufgenommen. Um einen Anknüpfungspunkt zu der Zielgruppe zu finden, wurde Kontakt zu zwei Mädchen aufgenommen, die sowohl mit der Clique, als auch mit den Streetworkern bekannt waren. Die Projektgruppe Die Zielgruppe war den Mitarbeitern der mobilen Jugendarbeit insofern bekannt, als sie sich an dem beschriebenen Treffpunkt gegenüber dem Jugendhaus treffen. Sie wurden jedoch bisher nicht erreicht. Die Gruppe setzt sich aus 5 Mädchen und 10 Jungen im Alter von 14-17 Jahren zusammen. Sie sind alle russland-deutscher Herkunft und besuchen verschiedene Schulen (ein Fachoberschüler, ansonsten RealschüleInnen und HauptschülerInnen). Die Jugendlichen kennen sich und gehen eher freundschaftlich miteinander um. Nach Beobachtung der Mitarbeiterinnen ist es eine Besonderheit der Gruppen mit russland-deutschem Hintergrund, das „eigentlich jeder irgendwie dazu gehört“ (Streetworkerin, Greven). Eine genaue Abgrenzung der einzelnen Gruppen voneinander ist schwer nach zu vollziehen. Die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen wurde trotz der Sprachhürde als sehr positiv empfunden, da alle sehr kontinuierlich dabeigeblieben sind und sich ihren Kenntnissen und Fähigkeiten entsprechend einsetzten. Auffällig scheint den Mitarbeitern die Motivation und die Konzentration auf das Thema. „Man hat inzwischen ein gegenseitiges Vertrauen. Man hat dieses gemeinsame Ziel und hält da auch zusammen dran fest. Das muss nicht mehr neu diskutiert werden“ (Streetworkerin Greven) Im Projektverlauf hat sich nach Einschätzung der Mitarbeiterinnen der Zugang zu den Jugendlichen deutlich verbessert, was sie u.a. daran festmachen, dass die Kommunikation auch untereinander mehr und mehr in Deutsch geführt wird, so dass sie daran teilhaben können. Methoden „Mit einer unbekannten Gruppe ist das so eine Sache mit der Planung!“ (Streetworkerin, Greven) Aufgrund einiger Sprachschwierigkeiten der Jugendlichen war es den Mitarbeiterinnen wichtig, sehr niedrigschwellig und ressourcenorientiert zu arbeiten. Es wurde darauf geachtet, dass im folgenden Projektverlauf jeder auf freiwilliger Basis seine Stärken einbringen konnte. Die Methoden waren schwierig im Voraus zu planen und wurden situationsgebunden entwickelt. Die Kontaktaufnahme erfolgte über direkte Ansprache an den bekannten informellen Treffpunkten. Als Auftakt wurde ein Ausflug zu einem Jugendtreffpunkt in Dortmund organisiert. Dort konnten die Jugendlichen sich Anregungen für einen eigenen Platz holen und diese durch Fotos dokumentieren. Sowohl der Reisebus, der für sie bereitstand, als auch das Vertrauen, mit dem ihnen z.B eine Kamera ausgehändigt wurde, hat die Jugendlichen überrascht. „In erster Linie haben die erst mal gemerkt, dass wir das ernst meinen, dass das nicht nur so eine Idee war, sondern etwas Konkretes.[…] die haben gespürt, dass sie von uns einen großen Vertrauensvorschuss bekommen.“ (Streetworkerin, Greven) Der Besuch in Scharnhorst war ein Anstoß zu einem ersten konstruktiven Gespräch mit 15 Jugendlichen in den Räumen des Jugendhauses. Anknüpfend an die gemeinsame Besichtigung wurden an Hand der Aufzeichnungen und bereitgestellter Literatur und Fotobänden zu dem Thema, Ideen zu einem eigenen Platz skizziert und diskutiert. Die weiteren, meist zweimal in der Woche stattfindenden, Projekttreffen wurden sowohl zur Ideen- und Materialsammlung, als auch für gemeinsame Platzbegehungen und Fotodokumentationen und für die Erstellung aussagekräftiger Plakate für die Präsentation in der Öffentlichkeit genutzt. | Die Begegnung mit der Politik wurde gründlich vorbereitet, indem das Für und Wider der Projektvorschläge gesammelt wurde und schlüssige Argumente zur Durchsetzung der eigenen Ideen gesucht wurden. Der weitere Weg für die Entscheidungsfindung wurde den Jugendlichen aufgezeigt und die Notwendigkeit, ihre Ideen gut zu präsentierten, verdeutlicht. Um eventuellen Konflikten auf dem Platz besser begegnen zu können, erklärten sich die Jugendlichen bereit, an einer erlebnisorientierten Schulung teilzunehmen, die sich speziell an Jugendliche mit Migrationshintergrund richtet und sich mit der Verbindung von Gewalt und Alkohol auseinandersetzt. In den Diskussionen stellte sich heraus, dass die Vorstellungen der Jugendlichen durchaus nicht immer denen der Mitarbeiterinnen entsprachen. Die daraus entstehenden Auseinandersetzungen wurden von den Mitarbeiterinnen als Teil des Beteiligungsprozesses ausdrücklich begrüßt und genutzt, um die Gruppe auf ihre Begegnung mit der Öffentlichkeit vorzubereiten. Auch hier wurde in kleinen Schritten vorgegangen. Einem ersten Gespräch mit dem Jugendamtsleiter folgte eine Ortsbegehung der Wunschplätze der Jugendlichen gemeinsam mit dem Jugendamtsleiter und dem Leiter des Grünflächenamtes. Hierbei wurden im Vorfeld schon einige Plätze verworfen und andere in den Focus gerückt. Erst die so konkretisierten Vorschläge wurden dem Jugendhilfeausschuss von den Vertretern der Jugendlichen präsentiert. Die Projektvorstellungen wurden sehr positiv aufgenommen und es wurde ein großer runder Tisch mit Politikern, Presse, Anwohnern, Jugendlichen und Mitarbeitern der Stadt Greven vereinbart. Auch hier wurden die Jugendlichen in die Vorbereitung und Durchführung miteinbezogen. Vorbereitet wurden vornehmlich eine freundliche Atmosphäre, eine ansprechende Projektpräsentation und die Gesprächsführung (was klären die Jugendlichen selber, wann verweisen sie auf die Projektleitung). Für die Moderation wurde eine Fachkraft aus Münster eingeladen, die als Außenstehende offene Fragen stellen konnte und die unbefangen die Vermittlung zwischen den Jugendlichen und den Vertretern der Öffentlichkeit übernehmen konnte. Zum Ende der Diskussion standen noch 2 mögliche Projektstandorte zur Auswahl. Mit dem Ziel, dem Projekt gegenüber den Anwohnern und der Politik einen soliden Hintergrund zu geben, wurde eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, die sich aus Vertretern der verschiedenen Interessengruppen zusammensetzt. Resultierend aus den Vorerfahrungen in vorhergehenden Projekten legen die Streetworkerinnen besonderen Wert auf die methodische Vorbereitung bezüglich der Anwohnerkontakte. Für die Diskussion mit den Anwohnern wird die Vorbereitung offener Fragen für wichtig erachtet. „So kann ein Gespräch in Gang kommen und es kann signalisiert werden, dass da nichts einfach durchgeboxt wird“ (Streetworkerin, Greven) Bei dem Gespräch mit den Anwohnern soll auf eine Moderation von außen verzichtet werden, um die Brisanz des Themas nicht von vorneherein zu betonen. Durch die eingeladene Presse wurde sichergestellt, dass die Ergebnisse des runden Tisches, insbesondere die der Standorte, an die breite Öffentlichkeit getragen wurden. Die Reaktionen der Anwohner stellten eine wichtige Entscheidungshilfe dar. In den Osterferien wird der Treffpunkt mit einem Richtfest für die Jugendlichen und die Anwohner eingeweiht. Die Clique soll zukünftig regelmäßig an ihrem Treffpunkt aufgesucht werden. Eine Anbindung an den Jugendtreff ist aus jetziger Sicht nicht geplant. 5. Besonderheiten des Projektes „Wir haben mit dieser Cliquenarbeit gute Erfahrungen gemacht. Wir sind der Meinung, dass es verschiedene Treffpunkte für verschiedene Gruppen geben muss!“ (Jugendamtsleiter, Greven) Im Gegensatz zu den anderen Projekten ist der öffentliche Raum für Jugendliche schon seit 16 Jahren Thema und Anliegen der Jugendarbeit in Greven. Das Team im Jugendtreff ist seit vielen Jahren mit einem festen Stellenkontingent besetzt. Auf Grund dessen gibt es in der Stadt schon zahlreiche Projekte, die in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden und in denen umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit den Jugendlichen, den Anwohnern und der Politik etc. gemacht werden konnten. Von diesen Erfahrungen profitiert man u.a. auch bei dem laufenden Projekt. Es besteht ausdrückliches Vertrauen aus der Richtung des Jugendhilfeausschusses gegenüber der Verwaltung, und der kompetent besetzte Jugendhilfeausschuss unterstützt die Projekte und die Standortauswahl nachhaltig. „Die Politik ist ja sehr wohlwollend, das ist hier aber auch außergewöhnlich. Wenn ich hier vor Weihnachten kurzfristig zu einem Termin für die Projektgruppe einlade, dann kommen die alle. Mit Schlucken zwar, aber sie kommen!“ (Streetworkerin, Greven) |