Ein Dach für Skater
„Betreten erlaubt“ haben die Jugendlichen als Graffiti auf ein Schild gesprüht – ein Ergebnis des zweitägigen Workshops im Sommer, bei dem sich 15 Marler Skater zwischen 14 und 28 Jahren überlegten, wie und wo sie sich neben ihren Skateboard-Rampen auf dem Gelände Zeche Brassert einen überdachten Treffpunkt vorstellen können. Zum Workshop haben sie eine Musikanlage mitgebracht und hunderte Schallplatten, denn hier, zwischen den vier Skateboard-Rampen spielt sich der größte Teil ihres Lebens ab.



Die Skateanlage liegt mitten im sogenannten Zechenpark im bergbaugeprägten Stadtteil Brassert und ist 2003 in einem Beteiligungsprojekt mit Jugendlichen geplant und gebaut worden. „Für einen Unterstand, der von den Jugendlichen damals schon gewünscht war, reichte das Geld dann aber nicht mehr“ sagt Magdalene Ostermann, Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt Marl, die das Projekt zusammen mit den zwei Streetworkern der Stadt, Uwe Waterkamp und Ömer Cerit, betreut. Einen Platz, um sich zwischen den Fahrten auszuruhen, Freunde und Freundinnen als Zuschauer einzuladen und um dort, wo sie sowieso so oft sind, einen vor Regen geschützten Ort zum Abhängen zu haben – das wollen die Jugendlichen und das wird jetzt mit dem Betreten-Erlaubt-Projekt der LAG Streetwork umgesetzt.

Die Skater-Clique beschreibt Magdalene Ostermann als sehr heterogen. „Einige gehen noch zur Schule, einige sind schon in der Ausbildung oder im Berufsleben: Es verbindet sie vor allem das Skaten.“ Konflikte gibt es nur mit anderen Gruppen, die das Zechengelände nutzen und gelegentlich den Platz „unbefahrbar“ machen. Dann muss erst ein Besen von der benachbarten Tankstelle geholt werden, damit die Scherben, die die nächtlichen Besucher hinterlassen haben, entfernt werden können.
„Am späten Abend und Nachts treffen sich dort auch gelegentlich problematische Gruppen, die Schmierereien und Müll hinterlassen“, sagt Ostermann. „Die Jugendlichen sind jetzt schon in Sorge, dass ihr neuer Ort zerstört werden könnte und haben im Workshop auf sehr massive Baumaterialien plädiert.“

An der Architektur wird zurzeit in einem Planungsbüro gefeilt. „Es ist auch ein Ausflug mit den Jugendlichen dorthin geplant, damit sie sehen, wie ihre Ideen umgesetzt werden.“ Die beiden Streetworker, Waterkamp und Cerit, kennen die Jugendlichen zum Teil schon seit mehreren Jahren und werden sie auch nach Ende des Projekts weiter begleiten. Zunächst aber werden sie mit den Jugendlichen gemeinsam tatkräftig bei der praktischen Umsetzung der Planung anpacken, wenn es in die Bauphase geht. Unterstützt werden sie dann von einem Profi aus dem Garten – und Landschaftsbau.



Wenn alles nach Plan läuft, beginnt der Bau im Oktober. „Es werden später sicherlich auch andere Jugendgruppen die Hütte nutzen“, sagt Ostermann „aber wir bauen darauf, dass die Jugendlichen sich gegenseitig erziehen und die Vandalismusgefahr durch die hohe Identifikation mit dem Projekt verringert werden kann.“

In der 90.000 Einwohner-Stadt am Rande des Ruhrgebiets leben 6.414 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, denen vier Jugendzentren zur Verfügung stehen. Die Orte ohne pädagogische Kontrolle werden für Jugendliche in Marl – wie überall in städtischen Lebensräumen – knapp.