Zwei Jahre später...
Das Haus der offenen Tür
Im Moment steht die Tür zur Hütte „Auf der Mirz“ offen. „Bei den Schiebetüren ist die Aufhängung  kaputt“, sagt Sarah Schönfelder, die Streetworkerin der Stadt Sankt Augustin. Schon zwei Mal wurde die Tür repariert. Jetzt bleibt sie raus. Das Verletzungsrisiko ist zu groß. Sarah Schönfelder findet das schade. „Die Jugendlichen haben sich von Anfang an gewünscht, dass sie die Tür zumachen können und nicht jeder reingucken kann“, sagt sie. Jetzt kann jeder Spaziergänger, der mit seinem Hund unterwegs ist und jeder Walker einen neugierigen Blick in die Hütte werfen.

Die Jugendlichen kommen aber trotzdem.
Im Sommer war fast jeden Abend was los an dem kleinen Haus aus hellem Holz, das vor einer kleinen Anhöhe und in unmittelbarer Nähe der A 59 liegt. Seit mittlerweile fast zwei Jahren steht die Hütte, die im Zuge von „Betreten erlaubt“ entstanden ist. Für eine Gruppe von Jugendlichen, die sich sonst in der Nähe einer Schule getroffen haben, wurde sie zwischenzeitlich zum zweiten Zuhause. Zusammen mit Sarah Schönfelder und der Hilfe eines Schreiners haben sie die Hütte „Auf der Mirz“ gebaut. Eine ganz schöne Arbeit war das. Allein drei Samstage haben die Jugendlichen die Löcher für die Betonfundamente gebuddelt. Zwei weitere Samstage gingen für die restliche Arbeit drauf.

Jetzt kommen auch die Mädchen
Mittlerweile treffen sich dort aber andere Jugendliche. „Letztes Jahr im Sommer haben wir die Übergabe organisiert“, berichtet Schönfelder. Bei Würstchen und Getränken haben sich die Erbauer und die Neuen kennengelernt. „Die Erbauer konnten erzählen, was ihnen wichtig ist und klar machen, dass die neue Gruppe, die Hütte von ihnen erbt.“  Die neue Stammgruppe ist fast jeden Abend da, aber es kommen auch viele andere, ganz unterschiedliche Cliquen. Die meisten der 16- und 17-Jährigen aus der Stammbesetzung gehen zur Realschule und kommen mit dem Fahrrad oder dem Roller. 20 Leute passen bequem in die Hütte und unter die überdachte Veranda. „Erst waren es fast nur Jungs, in letzter Zeit sind aber auch mehr Mädchen, Freundinnen oder Schwestern, dabei“, berichtet Schönfelder. 

Dabei kann es schon mal ziemlich laut werden, wenn sich die Jugendlichen zum Quatschen und Musik hören treffen.
Einer der Jungs hat eine Anlage auf einem umgebauten Roller dabei. Aber direkt nebenan rauscht ohnehin die Autobahn vorbei. „Und zum nächsten Nachbarn sind es 300 Meter – da stört die Musik nicht“, sagt Schönfelder. Bisher gab es keine Beschwerden von Anwohnern.

Das war früher anders. Immer wieder meldeten sich Bürger aus dem Stadtteil Menden bei Sarah Schönfelder. Die Jugendlichen seien zu laut, würden Alkohol trinken und Flaschen zerschlagen. Außerdem würden sich die Jugendlichen hauptsächlich auf Russisch unterhalten. Das fanden die Anwohner bedrohlich, weil sie nichts verstehen konnten. Die Gruppe der Jugendlichen, vor allem junge Männer zwischen 16 und 20 Jahren, die aus den ehemaligen Sowjetstaaten nach Sankt Augustin kamen, wünschten sich eine massive Holzhütte als ungestörten Treffpunkt.

Der Schulhof ist nicht mehr attraktiv
Mittlerweile berichten die Hausmeister von Real- und Hauptschule sogar, dass es an ihren Schulen in den Sommerferien viel ruhiger war. Sonst gab es schon mal eingeschlagene Fenster. „Aber mittlerweile ist der Schulhof nicht mehr so attraktiv“, sagt Schönfelder. Die Jugendlichen treffen sich lieber „Auf der Mirz“. Klar, dass auch ab und zu mal was kaputt geht. „Vor kurzem hat eine Gruppe den Tisch aus der Hütte gerissen und zweigeteilt“, berichtet Schönfelder. Aber für solche Fälle sind die Renovierungsaktionen da, zu denen sie sich zwei Mal im Jahr mit den Jugendlichen trifft. Und wenn viel Müll vor der Hütte liegt, melden sich die Jugendlichen der Stammgruppe bei Schönfelder. „Das haben wir mit der Gruppe so vereinbart“, sagt sie. Die Jugendlichen helfen dann beim Aufräumen – egal, ob sie beteiligt waren oder nicht. „Das klappt gut“, berichtet die Streetworkerin. 

Damit die Hütte in Zukunft von der Zerstörungswut einzelner verschont bleibt, sollen noch neue Hinweistafeln aufgehängt werden. Darauf sollen eine Erklärung zum Projekt und Verhaltenshinweise stehen. Zum Beispiel, dass in der Hütte kein Feuer gemacht werden soll. Ein anderes Schild hängt übrigens schon seitdem die Hütte steht: „Jugendschutzgebiet“ ist darauf zu lesen – und das gilt nach wie vor. 

(Stand: Oktober 2009)