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4. Chronologischer Ablauf/Handlungsschritte
Zu Beginn wurden die guten Beziehungen zum örtlichen Internationalen Zentrum genutzt. Eine Kooperation für dieses Projekt war nahe liegend, da die (u.a. türkischen) Mitarbeiter des Zentrums gute Kontakte zu den Bewohnern des Viertels haben und über fundiertes Wissen über die speziellen Strukturen verfügen. Das IZ begrüßte das Projekt und hat seine Zusammenarbeit angeboten. Die erste gemeinsame Aktion war das Erstellen eines Infozettels, der an alle Haushalte verteilt wurde. Dieser wurde von einem Mitarbeiter des IZ in die türkische Sprache übersetzt und enthielt so auf deutsch und türkisch die Informationen über das Bauvorhaben sowie einen Aufruf an Jugendliche, bei den Bauarbeiten mitzuhelfen.

Anfang Dezember wurde mit dem Bau des „Wetterschutzhäuschens“ begonnen. Direkt bei den ersten Erdbewegungen waren der Jugenddezernent, der persönliche Referent der Bürgermeisterin und ein Vertreter der Presse anwesend.

Die groben Arbeiten (Erdbewegungen und Fundament) wurden von den Mitarbeitern eines ortsansässigen Bauunternehmens erledigt. Den Kontakt hatte der ehemalige Polier und Bauleiter hergestellt. Anschließend konnten die ersten Steine gesetzt werden. In dieser Phase konnten Jugendliche dazu stoßen.

Drei Jugendliche waren während der gesamten Mauerarbeiten an fünf Tagen in der Woche von 8 bis 16 Uhr auf der Baustelle anwesend. Sie arbeiteten während der ganzen Zeit unter der Anleitung eines Maurers. Die Organisation auf der Baustelle incl. Materialbeschaffung und Anlieferung lag in der Hand des Poliers. Dieser erkrankte zwar zu Beginn der Bauarbeiten, sorgte aber umgehend für Ersatz. Bei den Mauerarbeiten wurden die Jugendlichen verstärkt integriert, so dass sie immer mehr Arbeitsschritte selbständig durchführen konnten.

Die Mauerarbeiten wurden kurz vor Weihnachten abgeschlossen. Im Januar wurden die Pflasterarbeiten durchgeführt und anschließend der Dachstuhl in dem Kerpener Ausbild­ungs­zentrum der Bauindustrie vorbereitet. Die Jugendlichen konnten auch bei diesen Arbeiten teilweise beteiligt werden.

Ende Januar wurde vom Ausbildungsmeister der Zimmerer und drei Auszubildenden das Dach gerichtet. Dabei konnten sich die beteiligten Jugendlichen mit Handlangerdiensten und einfachen Handgriffen einbringen. Dazu wurde ein großer Pressetermin veranstaltet, bei dem die Bürgermeisterin, der Jugenddezernent, die Leitung des Jugendamtes, die Leitung der Bauordnung (stellvertretend für die Ämter, die für die notwendigen Verwaltungsakte in bautechnischer Hinsicht zuständig waren), die Leitung des Ausbildungszentrums der Bauindustrie, die Mitarbeiter des Internationalen Zentrums der AWO, der ehrenamtliche Bauleiter und Vertreter der Baufirma anwesend waren.

Im März wurde mit den Außenarbeiten begonnen. Ein Grillplatz ist bereits mit Hilfe eines Baggers vorbereitet worden. Die Gestaltung und Bearbeitung des Geländes werden die Jugendlichen unter der fachlichen Anleitung eines Landschaftsgestalters übernehmen. Dabei wird es möglich sein, eine größere Anzahl (auch jüngerer) Jugendlicher aktiv zu beteiligen.
Die Situation wird aktuell erschwert, weil angrenzend eine Kanalbaumaßnahme durchgeführt wird, die den Platz sehr in Mitleidenschaft zieht. Zwei meterhohe Erdhügel wurden in unmittelbarer Nähe des Häuschens abgekippt. In Kürze findet eine Baubesprechung statt, wo geklärt wird, wie schnell der Platz für das Basketballfeld genutzt werden kann. Das Amt für Stadtentwässerung hat seine Unterstützung bei den Verhandlungen mit der Fremdfirma zugesagt. Die Verantwortlichen fühlen sich in der Pflicht, kollegial tätig zu werden, da im Vorfeld keine Absprache stattfand.

Die Jugendlichen haben den Treffpunkt bereits „in Besitz genommen“. Die ersten Schriftzüge „Texas“ wurden auf die Wände gesprüht und jede Menge Sitzgelegenheiten hinein gestellt. Rund um das „Häuschen“ hat sich aber auch jede menge Unrat angesammelt. Die „Spielplatzsecurity“ - zwei der Jugendlichen, die mitgebaut haben - die Spielplatzbeauftragte, die Streetworkerin und Mitarbeiter des IZ werden als Nächstes gemeinsam den Platz aufräumen. Bei den „Spielplatzsecurities“ handelt es sich höchstwahrscheinlich teilweise auch um die Verursacher der entstandenen „Unordnung“ . Es ist aber zu begrüßen, dass sie weiterhin mit Begeisterung bei der Sache sind und dazu bereit sind, die verursachte „Unordnung“ auch wieder selber wegräumen. Die Spielplatzbeauftragte stellt den Jugendlichen die Anschaffung eines jugendgemäßen Elementes in Aussicht, das sie auch mit aussuchen sollen. Die Anschaffung ist davon abhängig, ob die positive Atmosphäre auf dem Platz auch weiterhin dazu führt, dass keine großen Summen mehr in die Behebung von Vandalismusschäden investiert werden müssen.

Der Zimmerer des Ausbildungszentrums beginnt als Nächstes mit der Montage der Sitzbänke. Mit der „Verschönerung“ der Wände durch Graffiti wird erst begonnen, wenn die Außenarbeiten etwas fortgeschritten sind.

Besonderheiten des Projektes

Das Kerpener Projekt hat es als einziges geschafft, in der vorgegebenen Umsetz­ungs­zeit ein „Wetterschutzhäuschen“ fertig zu stellen. Dafür waren mehrere Aspekte ausschlaggebend.

Entscheidend war, dass die Zielgruppe und der Standort schon im Voraus bestimmt waren. Das war deswegen möglich, da der Treffpunkt in dem Wohnquartier entstanden ist, in dem die Jugendlichen selbst wohnhaft sind. Die Anwohner haben den Treffpunkt als eine Bereicherung für ihr Viertel betrachtet.

Die Jugendlichen, die sich ohnehin draußen aufhalten bekamen damit einen Ort, an dem sie nicht nur geduldet sondern erwünscht sind und der sie eventuell davon abhalten wird, orientierungslos durch das Viertel zu „ziehen“. Das besondere an dem Wohngebiet ist, dass es von der Öffentlichkeit gemieden wird und innerlich mit so vielen Problemen konfrontiert ist, dass es positiv aufgenommen wird, wenn „mal etwas passiert.“

Zusätzlich ist es gelungen drei der Jugendlichen in verschiedene, auf einen Bauberuf vorbereitende, Maßnahmen des Ausbildungszentrums zu vermitteln. Einer von ihnen wird es voraussichtlich auf diese Weise schaffen, seinen Schulabschluss zu absolvieren.