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4. Chronologischer Ablauf/Handlungsschritte

Kontaktaufnahme/ Bildung der Gruppe
Das Team der Mobilen Jugendarbeit war zu Beginn an mehreren Terminen in den Nachmittagsstunden am Standort, um Kontakt zu den Jugendlichen aufzunehmen. Erste Kont­akte bestanden schon zum Teil durch das benachbarte Jugendheim, zu dem die Mobile Jugendarbeit einen engen Kontakt pflegt. Durch entsprechende Vorinfor­mationen und Werbung an den für Jugendliche relevanten Plätzen wurden die Besuche im Stadtteil angekündigt. Besonders hilfreich war dabei das Jugendmobil. Das Jugendmobil ist ein alter Ambulanzwagen, der entsprechend umgestaltet wurde. Das Mobil bietet die Möglichkeit, sich darin aufzuhalten. Im Innenraum sind Sitzbänke, eine Arbeitsplatte und eine Musikanlage vorhanden, sowie verschiedene Spiel-, Sport- und Kreativangebote.

Methoden
In einem Leitfaden-Interview wurden die Jugendlichen zu verschiedenen Aspekten bezüglich des Stadtteils und ihres Freizeitverhalten befragt. Teilgenommen haben ca. 30 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. Dadurch erhielt man differenzierte Einblicke in das Verhältnis der Jugendlichen zu ihrem Lebensraum.
Anschließend wurde die Nadelmethode durchgeführt. Dabei wurden verschieden­farbige Klebepunkte auf eine große Stadtteilkarte geklebt, um bestimmte Orte, Streif­räume etc. zu bezeichnen. Dadurch bekam man vielsagende Auskünfte über Wohn- und Freizeit­räume der Jugendlichen. Bei dieser Methode kam es zum lebhaften Austausch über den Stadtteil. Gleichzeitig wurde die Bedeutung verschiedener Orte visualisiert. Anschließend wurden die unter­schied­lichen Örtlichkeiten nach verschiedenen Kriterien ausgewertet.

Beide Methoden haben nochmals die Tatsache untermauert, dass das „Weidchen“ zu dem beliebtesten Treffpunkt unter den Jugendlichen zählt. Es wurde mehrmals der Wunsch geäußert, die Treffmöglichkeiten auszubauen und einen über­­dachten Treffpunkt einzurichten.

Gruppenarbeit
Die Arbeit mit der Gruppe konnte schnell begonnen werden und verlief von Anfang an reibungslos. Die Jugendlichen zeigten sich sehr engagiert und zuverlässig. Die Gruppentreffen fanden ein mal wöchentlich im örtlichen Jugendheim statt. Die betroffenen Jugendlichen gehörten vorher nicht zu den Stammbesuchern, einige ent­wickelten aber im Laufe des Projekts eine stärkere Anbindung an das Jugendheim.

5. Besonderheiten des Projektes

Schon in der Anfangsphase der Gruppenarbeit wurde ein Architekt hinzugezogen, der den Jugendlichen bei der technischen Entwicklung des Unterstandes zur Seite stehen sollte. Bei dem ersten Treffen wurde erörtert welche Wünsche, Vorstellungen und Ideen die Jugendlichen haben und mit dem Architekten besprochen, was technisch möglich und machbar ist. Die Kooperation mit dem Architekten kam zustande, da dieser bereits in der Vergangenheit bei einem Projekt mit Jugend­lichen mitgewirkt hat und von einem Kollegen aus dem Jugendamt empfohlen wurde. Die Zusammen­arbeit gestaltete sich äußerst positiv, da der Architekt von Beginn an einen guten „Draht“ zu den Jugendlichen hatte und große Einsatzbereitschaft zeigte. Außerdem war er eine große Hilfe für die logistische Arbeit.

„Der Architekt hat einfach gute Kontakte zu den Bauunternehmen, der kennt die Handwerker usw. Wo wir wahrscheinlich tagelang telefoniert hätten, sagt der einfach: „Ich kenne da jemanden , den kann ich fragen““ (Sozialarbeiterin)
6. Wirkungen

Anwohner
„Die Anwohner, die wollen uns hier weg haben!“ (Jugendliche)

Die Anwohner wurden Anfang November durch ein Rundschreiben über das geplante Beteiligungsprojekt informiert. In dem Schreiben wurde das Projekt erläutert (Ausschreibung der LAG, Stand der Dinge, weitere Pläne usw.) und darauf hinge­wiesen, dass das Projekt auch als Reaktion auf die bestehenden Konflikte in der Parkanlage gedacht ist. Dem Anschreiben folgte eine Welle von Anrufen seitens der Anwohner, die meistens skeptisch aber doch „nett“ waren. Die Verantwortlichen zeigten sich nach den ersten Telefongesprächen mit den Anwohnern optimistisch, da sie den Eindruck hatten, diese von der Notwendigkeit eines solchen Projekts überzeugt zu haben. In der darauf folgenden Woche bekamen sie zehn sehr kritische Briefe (von insgesamt 45 Einfamilienhäusern) , in denen die Anwohner massive Einwände gegen das Vorhaben formulierten und ihre Sorgen und Ängste kundtaten. Die Sorgen waren in erster Linie darin begründet, dass die Probleme (Lärmbelästigung, Vandalismus usw.) durch das Projekt noch weiter verstärkt werden würden. Außerdem bestand die Angst um die eigenen Kinder, die durch die Anwesenheit der Jugendlichen gefährdet werden könnten.

Nicht alle Anwohner waren grundsätzlich gegen das Projekt. Es gab auch solche, die – wenn auch mit Skepsis – das Projekt als einen Versuch akzeptierten, die Situation vor Ort zu verbessern.

Aufgrund der massiven Einwände fand Mitte Dezember ein Treffen mit den Anwohnern statt. Ziel war es, in diesem Rahmen miteinander in Kontakt zu treten, um einen Dialog zu ermöglichen. Die Jugendlichen sollten selbst Stellung beziehen können und außerdem ein „Gesicht“ für die Anwohner bekommen. Teilgenommen haben: 24 Anwohner, 15 Jugendliche, Polizei, Vertreter des Jugendamtes, Bezirksauschus­svor­sitz­ender, Spielplatzpatin. Bei diesem Treffen wichen die Anwohner nicht von ihrer harten Linie ab. Sie waren sichtlich erbost über das Vorgehen der Mobilen Jugendarbeit und der Politik und fühlten sich überrollt von dem konkreten Planungsstand des Projektes. Sie gingen auf keine Argumente der anderen Seite ein. Die Diskussion war emotional sehr aufgeladen. Die Jugendlichen, die sich an die verabredeten Diskussionsregel hielten, hatten kaum die Möglichkeit ihre Standpunkte zu äußern. Ergebnis des Treffens war der Vorschlag, ein erneutes Treffen mit drei Vertretern der Jugendlichen, drei Ver­tre­tern der Anwohner und der Spielplatzpatin bei der nächsten Sitzung des Bezirksausschusses zu vereinbaren. Darin sollten gemeinsam Ideen und Anregungen gesammelt werden.

Diese Sitzung fand Mitte März im Bezirksausschuss statt. Viele der Mitglieder des Ausschusses haben zugesagt, die Jugendlichen in Ihrem Vorhaben zu unterstützen. Für August 2007 wurde eine Sondersitzung zum Thema angeordnet. Bis dahin hat das Jugendamt den Auftrag, die Jugendlichen weiter zu unterstützen und alle nötigen Verfahren einzuleiten (Genehmigungen etc.) die noch notwendig sind.

Die Anwohner sind nach wie vor gegen das Projekt und wollen alle nötigen Schritte einleiten, um es zu verhindern.

Jugendliche
Im Laufe des Projektes konnte eine Motivationssteigerung bei den Jugendlichen beobachtet werden. Das zeigte sich in der regelmäßigen und zuverlässigen Teilnahme an Gruppentreffen, aber auch darin, dass einige ihre Väter involviert haben, die als Handwerker ihre Hilfe bei den Bauarbeiten und bei der Beschaffung von Materialien angeboten haben.