Ein Jahr später...
Grillparties statt Stress mit Anwohnern
Ein Mulchweg führt zu der Hütte, mit der sich die Dinge in Erftstadt zum Guten gewendet haben. Sechs mal sechs Meter umfasst die Grundfläche der Grillhütte. Seitdem sie hier steht, mitten im Grünen, 180 Meter vom nächsten Haus entfernt, gibt es kaum noch Ärger am Marktplatz im Ortsteil Lechenich. „Früher gab es oft Stress mit den Geschäftsleuten und Anwohnern“, berichtet Natalja Koop, die bei der Jugendberatung Mobilé arbeitet.

Etwa 30 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren trafen sich regelmäßig an den Bänken auf dem Marktplatz oder in der Einkaufspassage – und immer wieder gerieten sie mit den Geschäftsleuten aneinander. Irgendwann war die Situation so verfahren, dass es sogar einen runden Tisch gab, an dem sich alle Parteien zusammen gefunden haben. Danach wurden unter anderem neue Bänke auf dem Marktplatz aufgestellt. Sie sind weiter von den Geschäften entfernt, zur Straße gewandt und stehen bei der Bushaltestelle, so dass man sich bei Regen unterstellen kann.

Ein weiteres Ergebnis ist die Grillhütte am Rande des Stadtteils, an der sich die Jugendlichen jetzt verabreden. „Es ist ein Treffpunkt für Jugendliche entstanden, der sehr stark genutzt wird“, berichtet Koop. Sie und ihr Kollege Benjamin Küppers haben maßgeblich daran mitgearbeitet, die Situation zu entspannen und die Hütte auf einem brachliegenden Ackergrundstück zu bauen. Geholfen haben dabei einige: Vom Architekten, der die Hütte nach den Ideen der Jugendlichen konstruiert hat, über die Zimmerei und den Gartenbauverein bis zur Pommesbude, die eine Kiste Cola spendiert hat.

Das Publikum an der Hütte hat sich mittlerweile verändert. Die Erbauer der Hütte kommen nicht mehr. „Sie haben keine Zeit mehr, sind mit ihrer Arbeit beschäftigt“, sagt Koop. Aber dafür treffen sich hier ganz unterschiedliche Jugendliche: Hiphopper, Real- und Hauptschüler, Gymnasiasten und sogar Cliquen aus den Nachbarorten. „Die Grillhütte spricht sich rum“, sagt Koop.
An Tagen wie dem 1. Mai ist hier besonders viel los und oft melden sich bei der Jugendberatung Mobilé auch Schüler, die hier ihren Abschluss oder Geburtstage feiern wollen.

Bald gibt es einen Profigrill
Der selbst gebaute Grill wurde so oft genutzt, dass das Material mürbe geworden ist. „Jetzt gibt es einen richtigen Profigrill“, sagt Koop. Den Rost dafür können die Jugendlichen bei der Jugendberatung ausleihen, um darauf ihre Steaks und Würstchen zu grillen. Gegrilltes und Salate gab es auch bei der Einweihungsfeier am 9. Mai. Neben den Jugendlichen waren auch einige Anwohner und Kommunalpolitiker gekommen. „Das war ein sehr nettes Beisammensein“, berichtet Koop.

Offenbar haben auch die Nachbarn kein Problem mit der Hütte und ihren Bewohnern. „Eine ältere Dame hat uns sogar angerufen und angeboten, Kartoffelsalat zu machen – und das auch tatsächlich getan“, sagt Koop. Beschwerden von Anwohnern hat es bisher noch nicht gegeben. Dazu trägt auch der Lärmschutzwall bei, auf dem mittlerweile Grünpflanzen wachsen. Ihre Fahrräder und Roller können die Jugendlichen auf Steinplatten abstellen, die extra dafür verlegt wurden. Für richtige Fahrradständer hat das Geld nicht mehr gereicht.

Nur der Müll ist noch ein echtes Problem – trotz Mülleimer. „Der Müll liegt oft auf der Straße und es landen auch Flaschen im Feld“, sagt Koop. Darüber ärgere sich der Bauer natürlich. „Das sollte auch nicht sein – daran arbeiten wir“, sagt die Projektbetreuerin. Wenn mal wieder zu viel Müll herum liegt, gibt es Aufräumaktionen. Vor einiger Zeit wurden auch mal zwei, drei Balken an der Hütte abgerissen. „Aber das sind einzelne Jugendliche, keine Gruppen“, sagt Koop.

Bleibende Andenken
Trotzdem verewigen sich auch die anderen Jugendlichen schon mal an der Hütte. Auf dem Tisch finden sich Spuren von Kerzenwachs sowie Namen. „Manche haben da ihre erste Liebe reingeritzt“, berichtet Koop.

(Stand: Oktober 2009)