Draußen ist es windig und regnerisch, drinnen in der sechseckigen Hütte dagegen ist es gemütlich. Hier sitzen die Jugendlichen im Trockenen zusammen, quatschen und hören Musik, die aus Handies kommt. „Seitdem das Wetter schlechter geworden ist, wird die Hütte noch besser genutzt“, berichtet Streetworker Tobias Chylka. Aber auch im Sommer haben sich die Jugendlichen an der Hütte getroffen und sind von hier aus zum Beispiel ins Freibad gefahren. Seit Mitte Dezember steht die Hütte nun – mitten im Stadtteil Pungelscheid, der zu Werdohl gehört, einer Kleinstadt im Märkischen Kreis. Pungelscheid ist ein Ortsteil mit zwei Seiten: Links von der Hauptstraße liegen die schönen Einfamilienhäuser, rechts der soziale Wohnungsbau. Früher zogen sich die Jugendlichen von der rechten Seite bei schlechtem Wetter in die Bushaltestellen zurück. Hier hatten sie immerhin ein Dach über dem Kopf und einen Supermarkt in der Nähe. Die Anwohner sahen sie dort aber nicht gerne: Vandalismus, Probleme mit Müll und Lärmbelästigung lauteten die Vorwürfe. Kurzerhand wurden die beiden Bushaltestellen in Pungelscheid abgerissen. Nur hatten jetzt auch die anderen Pungelscheider keinen Unterstand mehr, wenn sie bei schlechtem Wetter auf den Bus warten mussten und das Problem mit den Jugendlichen hatte sich auch nicht gelöst. Immer noch gab es Ärger mit den Anwohnern. Die Anwohner packen mit an Erst seitdem die sechseckige Hütte steht, hat sich das Verhältnis von Anwohnern und Jugendlichen verbessert. „Zuletzt haben wir mit den Anwohnern zusammen den Weg gepflastert“, sagt Streetworker Chylka. Jetzt erreicht man die Hütte über einen 15 bis 20 Meter langen Steinweg. Auch die Hecke, die als Sichtschutz gepflanzt wurde, ist gut angegangen. „Obwohl der Bau offiziell abgeschlossen ist, arbeiten wir immer noch fleißig weiter und gestalten die Umgebung“, berichtet Chylka. Dabei treffen sich die Interessen | von Anwohnern: „Die Jugendlichen wollen sich in einer netten Hütte treffen und die Anwohner wollen eine schöne Hütte vor der Haustür haben“, sagt Chylka. Auch die Schotterberge, die früher auf dem Grundstück gelagert wurden, sind mittlerweile verschwunden. Zwei bis drei Mal in der Woche kommt Chylka zur Hütte, spricht mit Jugendlichen und Anwohnern. „Aus unserer Sicht als Streetworker hat die Hütte auf jeden Fall was gebracht“, sagt er. Sie werde gut genutzt und die Jugendlichen seien froh, dass sie einen Treffpunkt haben. Allerdings trifft sich die Gruppe, die die Hütte im vergangenen Herbst mit Chylka und seinem Kollegen Sebastian Schefe bei Wind und Wetter gebaut hat, heute kaum noch dort. Beim Bau der Hütte waren die Jugendlichen schon älter, zwischen 16 und 20 Jahren. „Die sind da rausgewachsen und kommen eher selten, haben eine Ausbildung oder ein Arbeitsverhältnis begonnen“, sagt der Streetworker. Dafür trifft sich seit einiger Zeit eine andere Gruppe von 13- bis 16-Jährigen an der Hütte. „Wir planen ein neues Projekt für diese Gruppe“, sagt Chylka. Auf diesem Weg sollen auch diese Jugendlichen eingebunden werden. Eine Brücke zwischen der einen und der anderen Seite Klar, gab es auch schon mal kleine Rückschläge, Ärger mit Anwohnern und Malereien an der Hütte. „Wir wollen bald nochmal renovieren, die Schmierereien abschmiergeln, alles neu lasieren – das soll einen Denkanstoß geben“, sagt Chylka. Und vor allem soll das Verhältnis zu den Anwohnern noch besser werden. „Wir wollen andere Kommunikationsstrukturen hinkriegen“, sagt der Streetworker. Letztlich sollen sich die Nachbarn nicht mehr an die Streetworker, sondern direkt an die Jugendlichen wenden – „wir wollen eine Brücke zwischen Anwohnern und Jugendlichen bauen“, sagt Chylka. Zumindest in den Köpfen soll die Hauptstraße die beiden Seiten dann nicht mehr trennen. (Stand: Oktober 2009) |