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6. Wirkungen

Anwohner
Die Reaktionen der Anwohner waren durchweg positiv. Innerhalb des Wohnquartiers bestand während der Bauarbeiten reges Interesse an dem Projekt. Auch die Erwachsenen freuten sich, den Treffpunkt mit ihren Familien nutzen zu können und sicherten ihre Beteiligung bei den Außenarbeiten und bei der Instandhaltung zu. Der ganze Platz rückte mehr und mehr in ihren Focus. Es war spürbar zu erkennen, wie wichtig es für die Anwohner war zu sehen, dass etwas Positives in ihrem Wohnumfeld passiert.

Politik
Das Projekt wurde im Jugendhilfeausschuss vorgestellt, nachdem es bereits begonnen hatte, weil es aus zeitlichen Gründen vorher nicht mehr möglich war. Alle Fraktionen nahmen das Projekt mit Begeisterung auf und waren erfreut, dass die Fördermittel für ein Projekt nach Kerpen geholt werden konnten. Ebenso fand auch der Standort großen Zuspruch, weil dieses Wohngebiet als besonders problematisch gilt. Es gab keinerlei Differenzen bezüglich der Parteiangehörigkeit des Bauleiters. Die Inhalte standen absolut im Vordergrund.

Jugendliche
Die wenigen Jugendlichen die an den Bauarbeiten beteiligt waren, haben große Einsatzbereitschaft gezeigt. Sie haben engagiert und diszipliniert mitgearbeitet. Mit dem Verlauf der Bauphase fand bei ihnen eine steigende Identifikation mit „ihrer Baustelle“ statt und sie entwickelten starken Teamgeist. Die Jugendlichen fühlten sich für „ihr Häuschen“ verantwortlich und transportieren das dementsprechend weiter nach Außen. Die Identifikation ging so weit, dass einer von ihnen sogar abends den Baubereich überprüfte.

Darüber hinaus zeigten noch weitere Jugendliche aus der Wohnsiedlung Interesse an dem Projekt. In der Bauphase konnten aber keine weiteren jugendlichen Helfer integriert werden, da ein qualitativ befriedigendes und sicheres Arbeiten unter Anleitung nur mit einer begrenzten, kontinuierlich mitarbeitenden, Gruppe möglich war.

Es wurde als großer Erfolg gewertet, dass seit dem Beginn der Bauarbeiten keine Vandalismusschäden mehr zu beklagen waren. Die Baustelle wurde nicht beschä­digt und es wurden keine Baumaterialien entwendet. Das galt als Beweis dafür, dass das Projekt von den Jugendlichen in der Wohnsiedlung akzeptiert wurde. Damit es so bleibt wird in Kooperation mit dem Internationalen Zentrum eine Patenschaft von Jugendlichen für „ihren Platz“ organisiert. Es wurde angestrebt, zukünftig auch Mädchen an den Treffpunkt zu binden. Aktuell halten diese sich noch fern, weil sie sich teilweise von der Überpräsenz der Jungen (allgemein in der Wohnsiedlung) abgestoßen fühlen. Ziel ist es deshalb, durch diesen Treffpunkt neue Umgangs- und Kommunikationsformen zu etablieren. Der Treffpunkt soll für die Jugendlichen einen positiven Aspekt innerhalb ihrer Wohnsiedlung markieren und möglichst dazu beitragen, dass das Zusammenleben zwischen den Einzelnen und zwischen den Cliquen harmonischer wird.
Unbeteiligte
„Da ist keiner völlig unbeteiligt. Da geht keiner einfach mal hin.“ (Streetworkerin)Die Auswirkungen auf Unbeteiligte waren sehr begrenzt, da die Wohnsiedlung von Fremden eher gemieden wird. Die einzigen Reaktionen kamen von Spaziergängern, die sehr zahlreich das Gelände passieren. Diese Personen wohnen in der benach­barten Eigenheimsiedlung und stehen den jugendlichen Bewohnern der Maastrichter Straße eher kritisch gegenüber – Begegnungen fanden bislang nicht statt. Ihre Reaktionen auf das Projekt waren aber positiv. Die „Maurer“ wurden täglich begeistert begrüßt und für ihr Engagement gelobt. Die Jugendlichen wurden zum ersten Mal auf eine positive Weise erlebt.

Darüber hinaus wurde das Interesse eines mobilen, türkischen Lebensmittel­händlers geweckt, der sich sehr begeistert zeigte über das Projekt. Dieser könnte in Zukunft angesprochen werden, um z.B. Lebensmittel für ein Grillfest zu spenden.

7. Handlungsspielraum Streetwork

Die Stadt Kerpen verfügt über eine Stelle für Streetwork für das gesamte Stadtgebiet, die im Jugendamt angebunden ist. Aus diesem Grund finden häufig kollegiale Kooperationen innerhalb der städtischen Jugendeinrichtungen statt, z.B. mit den Mitarbeiter/innen der Jugendzentren und des Spielmobils (ein zusätzliches Angebot für Kinder gemäß dem Spielplatzbedarfsplan).

Neben der Vernetzung innerhalb des Jugendamtes werden Kontakte zu allen anderen Institutionen der Jugendhilfe gepflegt. Für dieses Projekt war es vor allem das Internationale Zentrum der AWO. Bei den weiteren Gestaltungen des Außengeländes werden auch wieder das Spielmobil und das Jugendzentrum Kerpen involviert.

Die Klientel von Streetwork setzt sich aus den verschiedenen Jugendgruppen und vielen einzelnen Jugendlichen und Heranwachsenden zusammen, die mit ihren Problemen die Streetworkerin zunächst als Anlauf- und Informationsstelle nutzen. Nach dem Aufbau einer vertrauensvollen tragfähigen Beziehung werden gemeinsam Strategien entwickelt und nach Lösungswegen gesucht. In Folge dessen gehen die Kooperationen über die Jugendhilfe hinaus, z.B. weitere Ämter der Stadtverwaltung, ARGE, Schwangerschaftskonfliktberatung, Wohnungsbaugesellschaften, Gericht, Polizei usw. es werden praktisch alle Lebensbereiche abgedeckt.

Die Streetwork wird innerhalb der Verwaltung, Politik, den Kooperationsstellen und den Bürgern der Stadt Kerpen positiv bewertet. Ebenso zeigt die starke Nachfrage von Seiten der Klientel, dass das Angebot notwendig ist.

Die Grundvoraussetzung für die Akzeptanz eines Projektes innerhalb der Verwaltung über das Jugendamt hinaus ist die allgemein positive Einstellung der Bürgermeisterin zur Jugendarbeit und die daraus resultierende Unterstützung.