Ein Platz für zwei
Walter und Hermann haben den Überblick. Knapp drei Meter über der Baustelle ihres neuen Cliquentreffpunkts blicken sie auf arbeitende BMXer, einen Bagger und viel Sand. Die Sonne scheint und auch sie haben noch viel zu tun in diesen Osterferien. Zeit genug, um an die kommende Sonne auf ihrer Dachterrasse zu denken haben sie aber auch schon. „Hier stellen wir noch Sonnenschirme auf“, sagt der 16-jährige Hermann. „Und grillen können wir auch hier oben“. Sie stehen auf ihrem Cliquen-Treffpunkt für die weniger sonnigen Tage. Ein weiß-grauer Bürocontainer mit Fenstern und einem von den Jugendlichen selbst gebauten Holzaufsatz für die Terrasse. Von innen ist er leer. Noch. „Das Geld vom Projekt ist schon verbraucht“, sagt Walter. „Die Einrichtung müssen wir uns irgendwie selbst besorgen, aber das hat bei dem guten Wetter ja auch erstmal noch Zeit.“ Die Aussicht auf die andere Clique finden die beiden in Ordnung. „Zwischen uns ist alles geregelt. Es gibt keine Probleme“, sagt Hermann.

Das sah vor einigen Monaten noch anders aus. Der Platz zwischen Schwimmbadparkplatz und Ems musste geteilt werden. Und zwar zwischen zwei Jugendgruppen, die außer ihrem Alter kaum etwas gemeinsam haben. Im Rückblick meint Hermann: „Nachdem wir es einmal hinbekommen haben, war es nicht mehr so schwer zu teilen.“ Drei Workshops hat das Team Jugendarbeit der Stadt Greven mit den beiden Cliquen organisiert, um den Platz so zu gestalten, dass alle einen Ort haben, den sie je nach Interesse für sich nutzen können. Und einmal in der Woche haben sich die Jugendlichen zur Bauplanung getroffen. „Wir haben dabei viele Konfliktpunkte durchgespielt“, sagt Streetworker Georg Dodt. Er glaubt, dass es dennoch Probleme geben wird, wenn sich die Jugendlichen den Platz tatsächlich teilen. „Da wird noch viel diskutiert
werden“, sagt er. „Das ist das Schwierige aber auch das Spannende an diesem Projekt.“

Die schwere Eisentreppe ist eingetroffen. Zum Sonnendach hoch kommt sie nur, wenn alle anpacken. Deshalb hören die BMXer erstmal auf, zu schaufeln. „Klar, dass wir bei so was helfen“, sagt Simon. Ansonsten wird man eher nicht so viel miteinander zu tun haben, glaubt der 17-jährige Schüler. „Wir sind hier zum Fahrradfahren und die sind hier zum Abhängen.“ Dabei kommen sich die Jugendlichen nicht ins Gehege, hoffen die Radfahrer. „Lärm und so ist uns egal. Wir haben unsere Fahrradstrecke und kommen hierhin, weil wir endlich einen Platz für unser Hobby haben.“ Auch sie haben einen Container aufgestellt, allerdings eine günstigere Variante ohne Fenster. Er trägt die selbstgebaute Abfahrtsrampe. „Außerdem können ihn von innen als Abstellraum benutzen“, sagt Aron. Pause machen wollen auch sie auf dem Dach, jedenfalls bei Sonnenschein. „Es ist ja auch wie eine Terrasse.“ Die meiste Zeit aber wollen diese Jugendlichen fahren. Deshalb stecken sie viel Arbeit in ihren Parcours. Berge und Kurven klopfen sie aus Lehm. „Das wird eine richtig anspruchsvolle Strecke“, sagt Max.

Zwischen den Bäumen hinter dem Cliquen-Container mit Dachterrasse haben die Streetworker einen Tisch mit Brötchen und Obst aufgebaut. Auch dieser Ort war lange in der Diskussion – als „neutraler Bereich“, den beide Gruppen benutzen dürfen. „Das haben wir noch gar nicht fertig besprochen“, sagt Hermann. „Weil wir uns ja irgendwann geeinigt hatten und dann unsere eigenen Bereiche planen wollten. Das können wir ja irgendwann im Sommer diskutieren.“ Auch Aron und Simon erinnern sich: „Da sollte irgendwann ein Basketballplatz für alle hin. Eigentlich eine gute Idee, aber jetzt müssen wir erstmal fertig werden.“