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"Ich denke, dass sich im Denken bei jedem Einzelnen etwas verändert hat, das äußern die Jugendlichen nicht direkt, das wird aber in ihrem Verhalten deutlich." (Sozialarbeiterin)

Die Teilnahme an dem Projekt hat außerdem dazu geführt, dass die Jugendlichen einen anderen Status bei ihren Altergenossen im Jugendheim haben. Sie wurden als Experten von ihren Altergenossen über das Projekt ausgefragt. Daraus ergab sich, dass selbst diejenigen, die anfangs sehr skeptisch eingestellt waren, ein immer größeres Interesse zeigten. Das Treffen mit den Anwohnern hatte eine sehr desillusionierende Wirkung auf die Jugendlichen. Sie haben demotiviert bis wütend reagiert, haben sich aber dennoch weiter für ihren Treffpunkt engagiert.

Politik
Bevor irgendwelche Schritte vorgenommen wurden, wurde das Projekt im Jugendhilfe­ausschuss vorgestellt. Dort wurde es als Beschluss gefasst. Darüber hinaus gab es weder positive noch negative Reaktionen seitens der Politik. Bei dem Anwohnergespräch hat sich der Bezirksauschussvorsitzende nicht eindeutig auf die Seite der Jugendlichen gestellt. Dem entschlossenen Auftreten der Anwohner wurde keine ebenbürtige Entschlossenheit der Politik entgegengesetzt. Dadurch wurden den Anwohnern gegenüber Zugeständnisse gemacht, die einen erfolg­rei­chen weiteren Verlauf des Projektes nicht begünstigen.

Presse
Bisher wurde kein Kontakt zur Presse aufgenommen. Die Presse sollte erst einbezogen werden, nachdem die Gespräche mit den Anwohner geführt wurden. Es wurde befürchtet, dass die Teilnahme der Presse einer möglichen Akzeptanz auf Seiten der Anwohner hinderlich sein könnte. Die Lage sollte nicht im Voraus hochgepuscht werden. Die Erfahrungen mit der örtlichen Presse sind im Großen und Ganzen positiv.

Polizei
Die Polizei wurde über das Projekt informiert und wusste, welche Schwerpunkte gesetzt werden. Sie stand dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber. Die Zusam­menarbeit mit der Polizei erfolgte vor allem durch kollegiale Beziehungen zum Jugendstraßenpolizisten. (der gute Kontakt zur Polizei besteht unter anderem durch die Kollegialität mit den Jugendstraßenpolizisten und Kooperationen bei anderen Projekten). Darüber hinaus wurde der zuständige Bezirksbeamte zur Anwohnerversammlung
eingeladen, um die Anwohner darin zu bestärken bei konkreten Delikten von einzelnen Jugendlichen die Polizei zu informieren. Dadurch sollte verhindert werden, dass die Schuld pauschal auf alle Jugendliche geschoben wird.

Unbeteiligte
Das Projekt hat bisher keine Auswirkungen auf Außenstehende (außer die Anwohner) gehabt, da es bis jetzt wenig Öffentlichkeitswirkung hatte. Das könnte sich mit dem Beginn der Bauarbeiten ändern.

Städtische Kooperationspartner
Die Kooperation mit städtischen Institution verlief sehr positiv. Gerade in praktischen Fragen rund um bauliche Maßnahmen war die Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt und dem Grünflächensamt sehr hilfreich. Alle Pläne, die mit dem Bau des Unterstandes zu tun hatten, wurden den entsprechenden Institutionen zur Über­prüfung vorgelegt. Von dort kamen besonders viele praktische Empfehlungen zu den Baumaßnahmen.

7. Handlungsspielraum

Streetwork Die Mobile Jugendarbeit ist fest im Jugendamt angebunden. Ihre Rolle gegenüber Ordnungs­amt und Polizei ist klar definiert. Weder das Ordnungsamt noch die Polizei stellen Ansprüche darauf. Probleme gibt es diesbezüglich mehr mit den Anwohnern.
 
"Mit den Anwohnern ist es oft problematisch, das sieht man auch in diesem Projekt: Sie möchten, dass wir etwas tun, aber die haben einen verkehrten Ansatz: Wir sollen die Jugendlichen einfach „entfernen“. "
(Sozialarbeiterin)

Man möchte den Anwohnern vermitteln, dass man sich mit ihren Anliegen beschäftigt und dass ihre Sorgen ernst genommen werden. Das gehört als Teil der Verwaltung zum primären Aufgaben­bereich. Es muss aber gerade gegenüber Bürgern fortwährend definiert werden, wo die Hauptinhalte der Mobilen Jugend­arbeit liegen.

Es wird betont, dass die Mobile Jugendarbeit Teil der Verwaltung ist und ihre Möglichkeiten daher eingeschränkt sind. Es ist nicht möglich z.B. einen kritischen Leserbrief an die Zeitung zu schreiben. Der Schwerpunkt liegt vielmehr darin, die Jugendlichen auf Form­en der Mitsprache hinzuweisen, z.B. dass es ihnen offen steht, sich durch die Presse Gehör zu verschaffen oder einen Termin beim Bürgermeister wahrzunehmen, um bestimmte Forderungen zu stellen.